Über die Angst vor Entscheidungen

 

Ständig werden uns in unserem Leben Entscheidungen abverlangt, die wir treffen sollen. Manche sind klein und wirken belanglos, andere sind groß und gewichtig. Immer wieder werden wir mit ihnen konfrontiert. Einige von uns sind entscheidungsfreudiger als andere, genauso wie wir alle unterschiedliche Stärken und Schwächen auf verschiedenen Gebieten haben. Doch manche von uns sind nicht nur wenig begeistert davon, Entschlüsse fällen zu müssen, sie haben davor sogar sehr große Angst.

 

Gerade das Thema Selbstständigkeit ist für diejenigen unter uns, die eine solche anstreben und sich etwas ganz eigenes aufbauen wollen, für das ihr Herz schlägt, sehr angstbesetzt. Kein Wunder, denn eine Selbstständigkeit ist verbunden mit Unsicherheiten, Zweifeln und eben auch Ängsten, da sie mit einigen Risiken verbunden ist. Ich weiß das aus eigener Erfahrung – und meine Recherche zu diesem Thema hat gezeigt, dass es auch Unternehmern, die heute extrem erfolgreich sind, so erging und dass auch sie immer wieder mit Ängsten umgehen müssen. Selbstständig Tätige müssen immer wieder neue Entscheidungen treffen, für die sie selbst die volle Verantwortung tragen. Mich selbst hat das auch sehr eingeschüchtert – bis ich einen Weg fand, der mir die Angst nahm und den ich heute mit dir teilen will. Er besteht aus drei Schritten.

 

Bild: Pixabay/Qimono

 

Schritt 1: Mache dir bewusst, dass du dich ständig entscheidest.

 

Wir entscheiden uns immer, wir tun dies zwangsläufig, selbst wenn wir denken, wir täten es nicht! Auch jetzt gerade, wo du dir diesen Artikel durchliest, entscheidest du dich – eben dafür, diesen Artikel zu lesen. Auch wenn du dir dessen nicht bewusst bist, fasst du einen Entschluss – so wie wir alle es in jeder einzelnen Sekunde und in jedem Augenblick tun. In jedem einzelnen Moment deines Lebens kannst du dich ebenso neu entscheiden und dich beispielsweise dafür oder dagegen entscheiden, diesen Blogartikel hier weiter zu lesen (natürlich hoffe ich, dass du weiterliest...).

 

Ob wir wollen oder nicht und egal, ob und wie viel Angst wir vor einer wichtigen Entscheidung haben – wir können nicht nichts entscheiden, wir können es gar nicht vermeiden, dies zu tun. Denn selbst wenn wir das Gefühl haben, dass wir es vermeiden, einen bestimmten Entschluss zu fällen, treffen wir auch hier eine Wahl. Und zwar die, keine eigene, aktive Entscheidung treffen zu wollen. Dies bedeutet, dass wir uns sowieso ständig für oder gegen etwas entscheiden, egal ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht. Zwischen verschiedenen Optionen zu wählen ist somit nichts, was uns einschüchtern oder ängstigen sollte, da wir genau genommen jeden Tag eine Vielzahl solcher Auswahlen treffen; zum Beispiel, was wir essen möchten, was für Kleidung wir heute tragen wollen oder ob wir beim Klingeln des Weckers sofort aufstehen oder noch ein paar Minuten vor uns hin dösen. All diese Entschlüsse zu fällen, gelingt uns in der Regel auch ohne Ängste, sodass es keinen Grund gibt, sich grundsätzlich vor ihnen zu ängstigen.

 

Schritt 2: Sei dankbar dafür, Entscheidungsfreiheit zu besitzen!

 

Doch selbstverständlich gibt es neben den kleinen Entscheidungen, die wir im Alltag permanent und oftmals nicht einmal bewusst treffen, auch solche, deren Einfluss auf unser Leben weitaus größer und schwerwiegender ist. Diese zum Teil nicht absehbaren, unklaren Folgen unseres Entschlusses sind es, die uns Angst machen und uns manchmal verzweifeln lassen. Es ist die Angst vor Fehlentscheidungen, die uns einschüchtert, denn entscheiden wir uns falsch, so denken wir, müssen wir nicht nur mit den Folgen leben, sondern wissen dann auch noch, dass wir für unsere jetzige Misere sogar selbst verantwortlich sind. Wir haben diese negativen Folgen durch unseren Entschluss verursacht – und genau das ist es, was wir aus Angst zu vermeiden versuchen.

 

Wie wir alle wissen, ist Angst kein guter Berater. Entschließen wir uns aus dem Gefühl der Angst heraus für oder gegen etwas, sehen wir nicht klar, sind nicht rational und nicht wirklich frei und selbstbestimmt, da die Angst uns leitet – und nicht etwa unsere Vernunft. Selbst unsere Intuition scheint unter der Angst zu leiden, wirkt sie in solchen Momenten oft wie „ausgeschaltet“. Wir hören dann auch nicht mehr auf unsere innere Stimme, die von Ängsten und Worst Case Szenarien, in die wir uns hineinsteigern, gewissermaßen überdeckt wird.

 

Der zweite Schritt, um diese massiven Ängste in Bezug auf das Treffen von Entschlüssen abzulegen, die uns aufgrund ihrer möglichen größeren negativen Folgen einschüchtern, ist folgender: Wir sollten dankbar dafür sein, dass wir die Gelegenheit haben, eine solche Entscheidung völlig bewusst und vor allem rational treffen zu können. Stelle dir vor, wie Angst einflößend es wäre, wenn wir die in diesem Augenblick für uns so bedeutsamen oder gar existenziellen Entschlüsse nicht bewusst treffen könnten! Wir haben aber diese Möglichkeit und können autonom und nach bestem Wissen und Gewissen abwägen, ob wir eine bestimmte Sache tun oder nicht tun. Mache dir klar, wie großartig es ist, dass du diese Macht hast! Du bist der CEO deines Lebens, du entscheidest, welche Wege du gehst und wie du dein Leben gestaltest. Entscheidungsfreiheit zu besitzen, ist etwas absolut Positives in deinem Leben!

 

Es gibt selbstverständlich einige Dinge, auf die wir in unserem Leben keinen oder kaum Einfluss nehmen können, dessen bin ich mir natürlich bewusst. Doch auch bei solchen Ereignissen haben wir es selbst in der Hand, wie wir mit ihnen umgehen. Gerade weil es einiges gibt, auf das wir wenig Einfluss nehmen können, sollten wir eben umso dankbarer sein für die Entscheidungen, die komplett in unserer eigenen Hand liegen – eben weil sie keine Macht über uns, wir aber die Macht über sie haben. Das ist ein Geschenk, bedeuten sie doch eine weitere Chance, das eigene Leben aktiv und eigenständig gestalten zu können.

 

Bild: Pixabay/Free-Photos

 

Schritt 3: Sei dir klar darüber, dass die Folgen deiner Fehlentscheidung niemals so schlimm sein werden, wie du sie dir vorstellst.

 

Unsere Fantasie ist etwas ganz Wundervolles, befähigt sie uns doch dazu, uns die unglaublichsten Dinge vorzustellen, in Gedanken die faszinierendsten Abenteuer zu erleben und Luftschlösser zu bauen. Doch genauso grenzenlos, wie unsere Fantasie bei schönen Vorstellungen ist, ist sie auch, wenn es um schlimme und grausame Bilder geht. Die Szenarien, die wir uns ausmalen, wenn wir Angst vor einem wichtigen Entschluss haben, sind oft der reinste Horror.

 

Und genau deshalb finde ich es extrem wichtig, sich immer wieder ins Gedächtnis zu rufen, worum es sich bei diesem Kopfkino handelt: um ein reines Fantasiekonstrukt. Nichts davon ist real, diese Bilder existieren nur in unserem Kopf und sind reine Fantasie. Nicht mehr und nicht weniger. In der Realität sind erfahrungsgemäß die schlimmstmöglichen Folgen, die eine Fehlentscheidung haben kann, nicht mal annährend so schlimm und dramatisch, wie es uns unsere Vorstellungskraft weismachen will.

 

Hinzu kommt, dass wir auch in den schwierigen Situationen immer die Freiheit haben, selbst zu entscheiden, wie wir mit den auftretenden Problemen umgehen. Du hast also die Möglichkeit, durch deine künftigen Entscheidungen den entstandenen Schaden zu begrenzen. Du kannst dich dazu entschließen, dich entmutigen zu lassen – aber ebenso kannst du dich auch dazu entscheiden, diese Krise als Herausforderung anzusehen, die du meistern wirst. Du kannst aus deinen Fehlern lernen und dich durch sie weiterentwickeln. All das liegt ganz bei dir.

 

Fazit

 

Wie du siehst, kannst du deine Vernunft ganz gezielt dazu nutzen, gegen deine Ängste bei Entscheidungen vorzugehen. Natürlich wirst du nicht sofort Ergebnisse erzielen, das Ganze ist ein Prozess, der Zeit benötigt – aber wenn du dran bleibst und dich gedanklich häufig mit den drei von mir genannten Schritten beschäftigst, wirst du nach und nach Fortschritte machen und deine Angst wird sich verringern.

Wichtig ist mir noch, dich daran zu erinnern, dass Angst nichts grundsätzlich Schlechtes ist, auch wenn wir diese Emotion als negativ empfinden. Letztendlich warnt uns unsere Angst vor potenziellen Gefahren und erhöht so unsere Aufmerksamkeit. Das Ziel soll also nicht sein, jegliche Ängste zu bekämpfen, denn auch unangenehme Gefühle haben ihre Daseinsberechtigung. Vielmehr geht es darum, sich nicht von seinen Ängsten leiten zu lassen. Zu lernen, trotz Angst seinen eigenen Weg zu gehen und sich nicht von diesem abbringen zu lassen. Denn das ist es, was man mutig nennt.

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